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Die mentalen Lasten in deiner Winterjacke

Bitte sag mir, ohne nachzuschauen, was sich gerade alles in deiner Winterjacke befindet. Taschentücher, Lippenpflegestift und vermutlich der eine oder andere Zettel. Nicht der Rede wert, sollte man meinen. Dabei können diese Kleinigkeiten unbewusst für mentale Lasten sorgen, die piesacken, ohne dass du es merkst. Es folgt eine kleine Anleitung, wie du dir von deiner Winterjacke nicht den klaren Kopf nehmen lässt.

Im Podcast anhören:

Eine mentale Last in deiner Winterjacke ist ein Zettel oder ähnliches, den du nach Wochen oder Monaten das erste Mal wieder in den Händen hast und dabei „Hah!“ sagst. Oder ist eher ein „Hah?“ oder „Ah“ oder „hmmm“?

Egal, wie sich das Geräusch anhört, jeder von uns kennt und macht es. Sei es beim Waschen der Jacke oder beim Verstauen der Winterkleidung. Die Situation mutet ja eher possierlich-sympathisch an. Ein kleiner Flashback an eine (hoffentlich) nette Situation rund um den vermutlich wortkargen Zettel. Das soll eine mentale Last darstellen?

Der Zettel befindet sich ja aus einem Grund in deinem Besitz. Als er zu dir gelangt ist, warst du der Meinung, dass noch etwas mit ihm zu tun sei oder er nochmal wichtig werden.

Wie offene Schleifen zu mentalen Lasten werden

Vielleicht bist du beim Lesen dieses Textes bisher ein paar Mal mit den Gedanken abgedriftet. Vermutlich war der Auslöser dafür eine offene Schleife. In deinem Leben fallen dir viele Dinge zu, die erst mal nur ein „Hah“ auslösen. Anfragen, Informationen oder Angebote, die eine Entscheidung von dir verlangen. Stelle dir diese ungetroffenen Entscheidungen wie Schleifen vor, die irgendwo im Hinterkopf festgemacht sind und mit dem anderen Ende im Wind deiner Gedanken flattern.

Eine Quittung ist noch nicht für die Steuererklärung erfasst, die Person hinter der Visitenkarte noch nicht kontaktiert worden und der Gutschein noch nicht eingelöst. Von manchen Zetteln ist dir vielleicht nicht mal klar, was damit denn eigentlich zu tun wäre.

Zu zufälligen Zeitpunkten flattert das lose Ende in dein Bewusstsein und ruft „Du wolltest doch noch eine Entscheidung bzgl. xyz“ treffen. Ja, wolltest du tatsächlich. Aber jetzt gerade passt es nicht. Offene Schleifen fallen einem selten zu günstigen Zeitpunkt ein. Stattdessen wählt der Zufall der Gedankenwinde Situationen, wie das Lesen eines Blogbeitrags, um kurz deinen Fokus zu stehlen. So werden offene Schleifen zu mentalen Lasten.

Wie offene Schleifen nicht mehr flattern

Schleifenmanagement ist einfach und effektiv. Folgende Übung verschafft sofort Linderung: Nimm dir einen Notizblock, egal ob digital oder auf Papier, und schreibe die Schleife auf.

Ein vollständiges Schleifenregister vor sich zu haben ist enorm beruhigend. Statt also nur eine Visitenkarte in der Jackentasche spazieren zu tragen, schreibe dir auf, was es damit auch sich hat. Je nach Situation könnte das z.B. bei einer Visitenkarte bedeuten:

  • Die Person … anrufen und über … sprechen
  • Überlegen, ob die Person … mir bei … helfen kann
  • Kontaktdaten von … in mein Adressbuch übertragen

Den letzten Punkt würdest du dabei nicht wirklich aufschreiben, denn er ist ein No-Brainer und dauer keine zwei Minuten. Nimm dir direkt dein Adressbuch und tragen den Kontakt ein. In den anderen beiden Beispielen hat die Schleife mehr Substanz. Vor allem der Fall, in dem du noch überlegen musst gehört unbedingt auf deine (To-do-)Liste oder in dein Notizbuch. Dazu gleich mehr.

Zunächst halten wir fest: Alle offenen Schleifen müssen erfasst werden. Es ist egal, ob du in einer wichtigen Besprechung von existenziellen Sorgen abgelenkt wirst, oder von der Visitenkarte des Handwerkers, den du immer noch nicht angerufen hast. Auch Lappalien können deinen Fokus von wichtigen Dingen ablenken.

Denke beim Aufspüren offener Schleifen auch an andere, typische Fundstellen, wie deinen Geldbeutel, das Handschuhfach im Auto, die Küchenablage, usw.

Behandle offene Schleifen wie Käse

Damit die Liste aller offenen Schleifen in deinem Leben ihre Magie entfalten kann, musst du sie wie Käse behandeln, das heißt: reifen lassen.

Betrachten wir das am Beispiel „Überlegen, ob die Person … mir bei … helfen kann„. Als dieser Aspekt in dein Leben kam, bzw. die Visitenkarte in deinen Geldbeutel oder Jackentasche, hattest du diesen Gedanken zum ersten Mal. Jetzt wollen wir vermeiden, dass du ihn immer und wieder hast. Deshalb haben wir den Gedanken verschriftlicht. Das war die erste Zutat, um ihn verstummen zu lassen. Immer wenn du nun deine Liste offener Schleifen durchsiehst, wirst du wieder über den Gedanken stolpern. Triggert das etwas bei dir? Vielleicht nicht sofort. Irgendwann schießt dir aber vielleicht ein ergänzender Gedanke in den Kopf „Die Person könnte doch im nächsten Projekt mit dem Kunden Mustermann den Arbeitsschritt 5 übernehmen!„. Glückwunsch, der Gedanke ist soeben gereift.

Nun gilt es sicherzustellen, dass der dieser neue, ergänzende Gedanke nicht nochmal kommt. Das geht am besten, in dem du den Gedanken in deiner Liste ergänzt. Indem wir sicherstellen, dass wir keinen Gedanken zweimal haben, entwickeln sich die Gedanken weiter. Die Schleife bekommt so die Chance, sich zu schließen.

Vertraue dir selbst, um mentale Lasten zu reduzieren

Eine Warnung: Dein Unterbewusstsein lässt sich nicht so leicht täuschen. Würdest du alle Gedanken immer nur aufschreiben, aber nie darauf zurückkommen, verlässt es sich nicht mehr auf die Verschriftlichung. Die offenen Schleifen würden wieder im Gedankenwind flattern.

Beweise dir selbst, dass die Gedanken stumm bleiben dürfen, in dem du regelmäßig die Liste der offenen Schleifen durchsiehst. Einmal pro Woche 5-10 Minuten mit einem Heißgetränk reichen aus. Wenn mir bereits länger im Podcast folgst, dann kennst du das Konzept des wöchentlichen Reviews. Offene Schleifen werden dort gemeinsamen mit deinen sonstigen Ideen und Irgendwann-Mals betrachtet. Das schafft Klarheit im Kopf.

Lass uns das kurz zusammenfassen: Zettelchen, die in dein Leben treten, öffnen Schleifen. Diese Schleifen springen dir regelmäßig ins Bewusstsein und rauben deinen Fokus. Der beste Weg, das zu verhindern, ist die Verschriftlichung. Alle Gedanken, die ersten und alle folgenden, werden notiert und können so reifen. Diese Liste regelmäßig durchzusehen ist dabei unabdingbar, damit deinen Kopf zu beruhigen.

Viele offene Schleifen verstecken sich auch in deinen E-Mails:

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