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Die Eisenhower‑Matrix: 3 häufige Missverständnisse

Die Eisenhower‑Matrix ist einer dieser Produktivitätshacks, die sich sofort einprägen: Wichtig vs. Dringend, vier Quadranten — und zack, dein Berg an Aufgaben ist in handliche Haufen eingeteilt. Klingt gut, oder?

Leider gibt es da drei häufige Missverständnisse rund um die Eisenhower-Matrix, die wir auflösen müssen.

Crash Kurs Eisenhowermatrix

Die klassische Einteilung lautet:

  • Wichtig und dringend → sofort erledigen
  • Dringend, aber nicht wichtig → delegieren
  • Wichtig, aber nicht dringend → planen
  • Weder wichtig noch dringend → weglassen

Das ist das Versprechen: Aus einem riesigen Aufgabenberg werden drei kleinere Hügel — der vierte wird einfach entsorgt. Praktisch, plakativ, beliebt. Aber eben irreführend. Kommen wir daher zu den Missverständnissen.

Missverständnis 1: Der Quadrant „wichtig UND dringend“ existiert nicht

Das überraschende Detail: Dwight D. Eisenhower selbst soll gesagt haben, er habe zwei Arten von Problemen — die dringenden und die wichtigen — und die dringenden seien nicht wichtig, die wichtigen niemals dringend. Das ist eine kleine Absage an den vermeintlichen Top-Quadranten links oben „wichtig und dringend“. Übrig bleiben effektiv nur noch die beiden diagonalen Felder: wichtig vs. nicht wichtig.

Das klingt zunächst attraktiv: weniger Kategorien, einfachere Regel — delegiere alles, was nicht wichtig ist, und mache alles Wichtige möglichst bald. Aber wahrscheinlich läuft dir beim Lesen schon ein Gedanke durch den Kopf: Gibt es nicht doch Dinge, die gleichzeitig wichtig und dringend sind? Dazu mehr in Missverständnis Nummer 3.

Missverständnis 2: Die Matrix ist nicht für Aufgaben gedacht; sie ist für Projekte

Viele nutzen die Matrix, um einzelne Tasks zu bewerten. Beispiel: Soll ich das Dokument für die Steuer suchen — oder lieber ein YouTube‑Video schauen?

Die intuitive Antwort (Steuerdokument = wichtiger) ist voreilig, weil eine Aufgabe nicht isoliert bewertet werden kann. Eine einzelne Aufgabe hat nur in Verbindung mit ihrem übergeordneten Projekt einen Wert:

  • Die Suche nach dem Beleg beeinflusst das Steuer‑Projekt: vielleicht nur 5 € Hebel, also niedriger Wert.
  • Das YouTube‑Video zum undichten Wasserhahn erbt seine Wichtigkeit vom Projekt „Armatur reparieren“ — wenn dadurch ein Airbnb wieder vermietbar wird, kann der Wert deutlich höher sein.

Fazit: Die Matrix muss auf Projektebene angewendet werden. Aufgaben vererben ihre Wichtigkeit vom Kontext des Projekts — ohne Projekt-Kontext bleibt die Einstufung unklar.

Missverständnis 3: „Wichtig“ ist nicht gleich „wichtig“, bzw. zwei Arten von Wichtigkeit

Es gibt zwei Unterarten von Wichtigkeit:

1) Alltagswichtig (Schaden vermeiden)

Das sind Routine‑Dinge, die vor Nachteilen schützen: Steuerfristen, Rechnungen bezahlen, Küche aufräumen, damit keine Probleme entstehen. Sie haben meist klare Konsequenzen und Deadlines und neigen dazu, durch Aufschub „plötzlich“ dringend zu werden.

2) Lebenswichtig (Wohlbefinden, Chancen)

Diese Projekte machen dein Leben schöner, komfortabler oder erfolgreicher und niemand außer dir wird sie mit der nötigen Sorgfalt vorantreiben. Sie haben oft keine festgesetzte Deadline, aber Zeitfenster: Möglichkeiten ziehen vorbei. Wenn du sie verpasst, ist die Chance weg. Beispiele: Beziehungspflege, ein eigenes Projekt aufbauen, eine Fortbildung beginnen.

Wichtig: „lebenswichtig“ meint hier nicht überlebensnotwendig, sondern für deine Lebensqualität entscheidend.

Was heißt das praktisch? Wie du priorisieren solltest

Aus den drei Punkten ergibt sich eine neue Sicht auf Prioritätensetzung:

  1. Bewerte Projekte, nicht einzelne Aufgaben.
  2. Unterscheide, ob ein Projekt alltagswichtig (Schaden vermeiden) oder lebenswichtig (Chancen / Lebensqualität) ist.
  3. Bewerte zu jedem Projekt, was dir (z.B. in Geld ausgedrückt) entgeht, wenn du nicht daran arbeitest.

Und dann kann ein YouTube-Video oder diesen Blogpost hier zu lesen, durchaus der Arbeit an der Steuererklärung vorgezogen werden 😉

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